Aller guten Dinge sind drei Text: Jens Vögele Fotos: privat Porträt Roger Graf Seit seinem ersten Einsatz als Guide vor über 20 Jahren hat Roger Graf die Lei- denschaft zu Radsportreisen nicht mehr losgelassen. 2023 hat der ausgebildete Lehrer zum dritten Mal bei Huerzeler angeheuert – und erfüllt voller Taten- drang seine Aufgabe als Chief Sport Officer. «Von Huerzeler habe ich damals nur den Namen gekannt», sagt Roger Graf schmunzelnd, wenn er fast 25 Jahre in die Vergangenheit blickt. Eigentlich wollte er ja für den Frühling 2001 nur eine Woche Radsporturlaub auf Mallorca buchen. Dass sich daraus aber eine lange Beziehung voller Leiden- schaft entwickeln sollte, ahnte er damals natürlich noch nicht. Auch nicht, dass er seit 2023 als Chief Sport Officer (CSO) von Huerzeler für alles verantwortlich sein sollte, was sich ums Fahrrad dreht, fürs Guiding und dafür, dass sich die Gäste vor Ort rundum wohlfühlen. «Ich war von Anfang an fasziniert von dieser Firma und deren Leidenschaft für Radsport- reisen», sagt Roger heute. Und trotzdem war der ausgebildete Lehrer auch immer voller Passion für seinen erlernten Beruf, weshalb sein gemeinsamer Weg mit Huerzeler nicht ganz geradlinig verlief. Drei Mal war er an der Wirtschaftsmittel- schule in Reinach bei Basel tätig, und jetzt ist er zum dritten Mal bei Huerzeler. «Auch wenn mich immer Herausforde- rungen gereizt haben, war ich gewissermas- sen trotzdem treu», sagt Roger augen- zwinkernd. «Ich hatte damals ein einziges Gespräch mit Max Hürzeler», blickt der heutige CSO auf die Anfänge zurück, als er an der Wirtschaftsmittelschule in Basel Mathe- matik, Biologie und Geografie unterrich- tete. Und schon war klar, dass er in den beiden Folgejahren im Frühling nicht mehr als Gast, sondern als Guide nach Mallorca fliegen würde. Weil die Chemie zwischen Roger und Max von Beginn an stimmt, erhält er die Chance, die Huer- zeler-Radsportstation in Andalusien von der Pike auf aufzubauen. «Eigentlich», so sagt er, «habe ich gar nicht lange überlegen müssen» – und kündigt noch von der Insel aus seinen Anstellungs- vertrag bei der Schule. Acht Jahre lang kümmert sich Roger um die Station im andalusischen Chiclana unweit von Cádiz. «Rundum-Betreuung bis ins kleinste Detail», so be- schreibt er seinen Aufgabenbereich dort. Seine Gäste schwärmen von seiner Freundlichkeit und vor allem davon, dass es ihm immer um mehr geht als nur den Radsport an sich. Wer mal etwas anderes entdecken will als Mallorca, lernt von Roger da, wo Mittelmeer und Atlantik aufeinander- treffen, so einiges über Flamenco, Sherry oder die so typischen weissen Dörfer. Und obwohl er 2011 nicht widerstehen kann, als ihn seine Schule für ein Vertretungsjahr zurückhaben will, gesteht Roger: «In Andalusien bin ich immer noch verliebt.» Trotz der Rückkehr in den Schulalltag lässt ihn Huerzeler niemals los. 2012 kehrt er zurück – diesmal in die Verwaltung in Uster nahe Zürich. In An- dalusien habe er gelernt, was es braucht, um Radsport-Urlauber:innen zufriedenzustellen, erklärt Roger. Im Büro dagegen sei für ihn der Einblick wichtig gewesen, welche Prozesse es benötigt, dass die Gäste überhaupt buchen und reibungslos anreisen können. Trotzdem wächst in dieser Zeit in Roger erneut der Wunsch, wieder dahin zu gehen, wo er im direkten Kontakt mit Menschen agieren und gestalten kann. Was folgt, ist ein erneutes neunjähriges Intermezzo zurück an der Schule in Reinach, fünf Jahre davon als Teil einer dreiköpfigen Schulleitung. «Ich war aber nie ganz weg», erzählt er. In den Schulferien organisiert und leitet er nach wie vor Rundfahrten von Huerzeler in Spanien, Portugal oder Marokko. Und so scheint sich jetzt für Roger der Kreis zu schliessen, wenn auf ihn als Sport-Chef bei Huerzeler neue Herausforderungen und Projekte warten. «Ich habe einfach eine Leidenschaft fürs Organisieren», beschreibt er die Gründe, den Job anzunehmen, für den er – gemeinsam mit seiner Frau Petra – die Hälfte des Jahres seinen Wohnsitz von der Schweiz nach Mallorca verlegt hat. «Es ist sehr viel Tetris-Arbeit», beschreibt Roger seine neuen Aufgaben als Chief Sport Officer – immer mit dem Ziel, zufriedene Gäste zu haben. All das erfordert einen immensen Aufwand im Hintergrund. Roger weiss, dass er sich dabei auf das ganze Huerzeler-Team verlassen kann. Alle ziehen an einem Strang: damit die in sieben Modellen und jeweils bis zu zehn Grös- sen buchbaren Huerzeler-Mieträder zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind; damit alle Räder sich in einem technisch einwandfreien Zustand be- finden und Ersatzteile immer wenn nötig verfügbar sind; damit das Guiding funktioniert; und damit die Abläufe in den Radstationen passen. Dafür steht Roger in ständigem Kontakt mit seinem Team, um bei all den alltäglichen Herausforderungen nicht den Blick für die Zukunft zu verlieren: «Wir sind immer auch schon in den Planungen für die beiden nächsten Jahre.» In seinem Büro an der Playa de Muro entwickelt er Ideen, kommuniziert und kümmert sich mit seinem Team um alles, was im komplexen Huer- zeler-Alltag so anfällt. «In der Hauptsaison will ich einfach zu 100 Prozent da sein», beschreibt Roger seinen Anspruch. Dass er in dieser Zeit seinen Bewegungsdrang mit kurzen Laufrunden statt epischen Radtouren aus- leben muss, stört ihn nur wenig. Roger weiss, dass er das Jahr über genügend Zeit haben wird, wieder im Sattel seines Rennrades zu sitzen. Nicht zuletzt, weil er zusammen mit Petra nach wie vor ein- bis zweimal im Jahr Radreisen organisieren und leiten wird. Viele seiner Gäste kommen immer wieder, weil sie seine persönliche Note schätzen gelernt haben. Er will sich mit Haut und Haaren einbringen, sei es auf Mallorca, bei seinen Radreisen oder auch, wenn er in der Nebensaison von der Schweiz aus organsiert, kommuniziert oder neue Ideen entwickelt. So liegen ihm junge Huerzeler-Events wie die Ladys- oder Performance- Camps am Herzen sowie die Etablierung neuer thematischer Formate. Und so hat er inzwischen mit dem ungezwungenen Velo-Apero die legendäre Max-Huerzeler-Sockenparty in den Ruhestand verabschiedet: Statt eines Begrüssungs- und eines Abschiedsabends gibt es wöchentlich einen entspannten und gleichzeitig informativen Austausch unter Gleichgesinnten. «Die Vielfalt Mallorcas ist einzigartig.» Roger Graf Wer mit Roger dabei ins Gespräch kommt, spürt schnell seinen bemerkens- wert weiten Horizont. «Unser Anspruch an einen Guide ist, nicht nur vorne im Wind zu fahren und jeden Tag in die Pedale treten zu können», sagt er. Es gehe auch darum, über Ortschaften, Landschaften und Menschen so- wie deren Kultur erzählen zu können. Besonderheiten der Insel zu vermit- teln, die Touren mit fantastischen Erlebnissen anzureichern. «Die Vielfalt Mallorcas auf so engem Raum ist einzigartig», schwärmt Roger noch immer von der Insel, die sich nicht nur wegen der guten Erreichbarkeit und der perfekten Infrastruktur für Velofahrer:innen zum Radsport-Mekka entwickelt hat. Dass Roger Graf als CSO seinen ganz persönlichen Teil dazu beitragen wird, Velogläubige im Frühling und Herbst auch künftig zu Mallorca-Pilgern zu machen, scheint sicher. Einem einzigen Gespräch mit Max Hürzeler vor fast 25 Jahren sei Dank. –15–